Die verschiedenen Hemmungen

Grundsätzlich werden die Hemmungen in 3 Gruppen aufgeteilt, in rückführende, ruhende, und freie Hemmungen.

Bei der rückführenden Hemmung wird das Ankerrad ein Stück zurückgeführt, und die Schwingung des Pendels wird abgebremst.

Bei der ruhenden Hemmung bleibt das Ankerrad stehen, es ruht, wären das Pendel oder die Unruh im Ergänzungsbogen schwingt.

Die freie Hemmung ist auch immer eine ruhende Hemmung, allerdings schwingt hier das Pendel oder die Unruh frei, das heißt, weder Ankerrad noch Anker werden bewegt, das Pendel oder die Unruhe schwingen frei, ohne Reibung im Ergänzungsbogen.

 

Hier die wichtigsten Hemmungen:

Spindelhemmung

Außer für Großuhren, war die Spindelhemmung die erste Hemmung für tragbare Uhren, die von 1480 bis 1720 in diesen ausnahmslos angewandt wurde. Sie hat sich als zuverlässig erwiesen und fand bis ca. 1845 in Taschenuhren Verwendung. Das Hemmrad ( Spindelrad ) hat dreieckige Zähne und ist aus Messing gefertigt. Über zwei an der Unruhwelle befestigte Stahlbleche ( Spindellappen ) wird die Kraft vom Hemmrad auf die Unruh übertragen. Die dadurch ausgelöste Unruhschwingung von weniger als 100 Grad und die starke Rückwärtsbewegung der Hemmrades bei jeder Schwingung sind die Nachteile der Spindelhemmung. So liefern Spindeluhren, insbesondere wen sie starken Bewegungen oder Erschütterungen ausgeliefert sind, sehr schlechte Gangergebnisse. Die durchschnittlichen Tagesdifferenzen liegen bei ca. 5 bis 15 Minuten.

 

Cylinderhemmung:

Im Bemühen um eine Vergrößerung der Unruh-Schwingungsweite und damit der Ganggenauigkeit tragbarer Uhren entwickelten die englischen Uhrmacher Thomas Tompion und George Graham um 1700 gemeinsam die Cylinderhemmung. Bei dieser Hemmung läuft das Cylinderrad ( Hemmrad ) mit seinen Dreieckszähnen durch eine Öffnung in der vergrößerten und innen hohlen Unruhwelle ( Cylinder ). Die Cylinderradzähne übertragen dabei die Drehbewegung des Räderwerkes, indem sie an der Cylinderwand-Kanten entlanggleiten, in eine Schwingbewegung der Unruh. Nach vielen Verbesserungen dieses neuen Systems ermöglichte die Cylinderhemmung der Unruh eine Schwingungsweite von ca. 300 Grad ( Spindeluhren 100 Grad ). Cylinderuhren erreichten Ganggenauigkeiten von 1 bis 5 Minuten täglich. Von 1800 bis 1900 wurden sie in grossen Stückzahlen produziert. Danach fand die Cylinderhemmung nur noch in einfachen Uhren Verwendung. Sie ist heute noch in vielen alten Uhren zu finden

 

Duplexhemmung

Der Franzose Baptiste Dutertre erfand um 1725 die Duplexhemmung. Nach Verbesserungen, die Pierre le Roy um 1750 durchführte, verbreitete sie sich von 1775 bis 1875 vorwiegend in England. Dort wurden Uhren mit höherer Bauart hergestellt, während man in Frankreich die flachen Uhren mit Cylinderwerken vorzog. Die Duplexhemmung hat ihren Namen wegen ihres Doppelhemmrades erhalten, dessen kleine Radzähne den Antrieb ( Hebung ) und dessen große Radzähne die Ruhe bewirken. Das Hemmrad wurde meist aus Hartmessing, seltener aus Stahl oder Gold hergestellt. Die auf der Unruhwelle befestigte Ruherolle und der Antriebsstein bestehen aus Rubin oder Saphir. Die Duplexhemmung war ein großer Fortschritt gegenüber der Spindel- und der Cylinderhemmung und erzielt sehr gute Gangergebnisse. Sie hätte für ihre Zeit eine entscheidende Bedeutung erlangen können, wenn die Werkzeuge zur exakten Herstellung dieser Hemmung besser entwickelt gewesen wären. So wurden sie nur in relativ geringen Stückzahlen und guten Uhren verwendet, und sind heute nur noch selten in alten Uhren zu finden.

 

Spitzzahn-Ankerhemmung.

Der Engländer Thomas Mudge erfand um 1760 die Spitzzahn-Ankerhemmung, die der Unruh erstmals eine freie Schwingung nach dem jeweiligen Antrieb ( Hebung ) ermöglichte. Verschiedene Uhrmacher verbesserten diese Hemmung und verwendeten sie von ca. 1800 bis 1890 vorwiegend in England für gute Taschenuhren. Sie wird deshalb auch ”Englische Hemmung” genannt. Die Spitzen Zähne ihres Ankerrades ( Hemmrad ) sind relativ empfindlich gegen Verbiegen und außerdem verschleißanfällig. Diese Mängel führten zur Umgestaltung des Ankerrades. Ein Teil des Antriebes wurde vom Anker auf das nun mit breiten, kolbenähnlichen Zähnen versehene Ankerrad verlegt. ( Kolbenzahn-Ankerhemmung ).Die Schweizer stellten schon vor 1850 die Produktion von Spitzzahn-Anker-Uhren zu Gunsten der Uhren mit Kolbenzahn-Ankerhemmung ein.

 

Kolbenzahn-Ankerhemmung

Nach vielen Versuchen mit verschiedenen Formen der Ankerhemmung fand ab 1850 die Kolbenzahn-Ankerhemmung in der Schweiz, in Frankreich und in Glashütte/Deutschland für sehr gute Taschenuhren allgemeine Verwendung. Diese Hemmung ist unempfindlich gegen Beschädigungen und gestattet der Unruh eine fast vollkommen freie Bewegung, so das mit ihr hervorragende Gangergebnisse erzielt werden. Die Schweizer Kolbenzahn-Ankerhemmung ( Schweizer Hemmung ) ist an den beiden sichtbaren Rubin-Hebesteinen des Ankers leicht zu erkennen. Frühere Ausführungen / 1840 bis 1880) besaßen meist einen geraden Anker ( Hebesteine, Welle und Gabel bildeten eine Linie ). Die Glashütter Kolbenzahn-Ankerhemmung hat im Anker versenkte, von oben unsichtbare Rubin-Hebesteinen und häufig einen goldenen Anker sowie ein goldenes Ankerrad. Mechanische Armbanduhren werden seit 1983 fast ausschließlich mit der Schweizer Kolbenzahn-Ankerhemmung hergestellt.

 

Chronometerhemmung

Die Chronometerhemmung wurde ursprünglich für Seechronometer ( Schiffsuhren für die Navigation ) entwickelt! Der entscheidende Vorteil der Chronometerhemmung gegenüber allen vorher und nachher erfundenen Hemmungssystemen liegt in der fast freien Schwingung der Unruh bei direkt vom Hemmrad auf die Unruh übertragener Antriebskraft. Der Nachteil dieser Hemmung war ihre große Empfindlichkeit gegen Erschütterungen und Lagenveränderungen. Deshalb wurden die Seechronometer in Schiffen auch “cardanisch” aufgehängt, so das sie immer, auch bei hohen Wellengang waagerecht lagen.

Da die Chronometerhemmung wegen ihrer Empfindlichkeit nicht einfach so wie in den Seechronometern, auch in Taschenuhren verwendet werden konnte, mußte die Hemmung verändert werden. Die Vorläufer der im 19. Jahrhundert in Taschenuhren verwendeten Chronometerhemmung baute der Franzose Pierre le Roy um 1760. Sein Landsmann Ferdinand Berhoud sowie die Engländer John Arnold und Thomas Earnshaw nahmen Verbesserungen vor. In Taschenuhren hat sich die Chronometerhemmung mit Wippe gegenüber der Chronometer-Federhemmung als vorteilhaft erwiesen. Aber im ganzen haben sich beide Systeme der Chronometerhemmung wegen der aufwendigen und teuren Herstellung, sowie der Verlust einiger Vorteile der Hemmung durch die nötigen Veränderungen in Taschenuhren nicht durchgesetzt. Deshalb sind alte Taschenuhren mit Chronometerhemmung heute selten zu finden.

 

Stiftankerhemmung

Die Stiftankerhemmung wurde um 1798 von Louis Perron entwickelt. Auch Roskopf verwendete sie umfangreich, in abgewandelter Form. Bei dieser Ankerhemmung ersetzen senkrecht zum Ankerkörper sitzende Stahlstifte die sonst üblichen Steinpaletten. Die Hebung liegt bei dieser sehr preiswert herzustellenden Hemmung nur auf den Hemmungsradzähnen. Eingesetzt wird diese Hemmung bis heute noch in einfachen mechanischen Armbanduhren und Weckern

Animationen zu diesen, und weiteren Hemmungen finden Sie unter:
http://uhrentechnik.vyskocil.de